Mexiko 2000 Reisetagebuch

Pünktlich um 6.00 Uhr stand am Morgen  des 10. Oktober Uri’s Airport-Shuttle vor der Tür und brachte uns gewohnt zuverlässig zum Flughafen nach Frankfurt. Während Torsten wieder Richtung Königsbach bzw. in Richtung Bank düste, checkten wir ein und bekamen unsere Bordkarten. Rechtzeitig waren wir an unserem Gate und saßen dann auchabflugbereit in der Boeing 767 der Condor, die uns nach Mexiko bringen sollte. Im Tower war aber scheinbar unser Flug noch nicht an der Reihe, weshalb wir noch eine Stunde auf das Abheben warten mussten. Über England, Schottland, Grönland, Kanada und die USA kamen wir dann nach Mexiko, wo wir in Cancún mit Verspätung, aber sicher landeten. Nach dem wir unseren Einreisestempel hatten, startete das immer wieder mit Spannung erwartete Kofferroulette. Unsere Koffer waren praktisch die letzten die ausgeladen wurden, aber sie waren da, also kein Grund zur Panik. Mit einem Shuttle-Bus ging es noch eine dreiviertel Stunde nach Playa del Carmen, wo wir in unserem Domizil für die nächsten zwei Wochen, dem Hotel El Tucan, abgesetzt wurden. Unser Zimmer war soweit o.k., wenn auch ohne Fernseher (verschmerzbar), ohne Klimaanlage (es war doch sehr schwül), aber zumindest mit einem schönen Balkon mit Blick auf Pool und Hof. Nach dem Auspacken zog es uns zuerst einmal ans Meer und ein erster Bummel durch Playa del Carmen schloss sich an. Das Abendessen gab es im „La Parrilla“, wo eine Mariachi-Gruppe gleich für das richtige mexikanische Feeling sorgte.

Die erste Nacht im neuen Domizil war auch ohne Klimaanlage ganz angenehm, trotzdem wiesen wir die Rezeption darauf hin, dass uns ja eigentlich schon ein Zimmer mit Klimaanlage zustand. Als erstes wollten wir dann aber am 11. Oktober in Playa del Carmen Downtown erfahren, was die Mietwagen + Busfahrten so kosten und wie es mit Flügen nach Cozumel, Palenque und Tikal aussieht. Diese sind allerdings doch sehr teuer, so dass wir Palenque + Tikal von unserem Ausflugsprogramm strichen und Cozumel eben mit der Fähre besucht wird. Nachdem wir die richtige Telefonzelle für die gekaufte Telefonkarte gefunden hatten, war auch Bilfingen über unsere gute Ankunft in Mexiko informiert. Danach einmal den Strand entlang, bis zum El Tucan Beach Club, wo wir am Mittag die ersten Sonnenstunden genossen. Der Anblick war gigantisch und das jedes Mal. Ein Türkisblau, das man nur schwer beschreiben kann, dazu der feine weiße Sand. Was will man mehr? Als Abendessen gab es im „Yaxche“ einen köstlichen in Bananenblättern gedünsteten Fisch.

Am 12. Oktober hatten wir als erstes Ausflugsziel die Maya-Anlage von Tulúm ausgewählt. Ready for Take Off, durchkreuzte uns die Hotelrezeption zunächst einmal unsere Pläne schon sehr früh am Morgen dort zu sein. Man hatte jetzt ein Zimmer mit Klimaanlage für uns organisiert, das ab dem Mittag zur Verfügung stehen sollte. Für uns hieß es nun in aller Eile alles Ausgepackte wieder einzupacken. Echt stressig und der Schweiß lief schon am Morgen in Strömen. Nachdem dies erledigt war, ging es aber zum Busterminal, von wo uns ein Mayab-Bus zur Zona Arqueológicas nach Tulúm brachte. Beim Touristenzentrum sahen wir noch die Valadores („fliegende Menschen“), die sich kopfüber an Seilen hängend von einem Mast herabdrehen. Die Gebäude von Tulúm verlieren zwar den Vergleich mit Uxmal und Chichén Itzá, doch die Lage direkt am türkisblauen Karibischen Meer hat auf jeden Fall ihren eigenen Reiz. Zwischen den herangekarrten Busgruppen war es zwar manchmal nicht einfach bzw. schlicht unmöglich ein personenfreies Bild zu schießen, dennoch war es trotz leichtem Nieselregen ein gelungener erster Besuch in der Welt der Maya. Zurück nach Playa del Carmen brachte uns wieder ein Mayab-Bus. Im Hotel angekommen, gab es nun das erwünschte neue Zimmer mit Klimaanlage. Sie funktionierte zwar bestens, doch lag das Zimmer im Erdgeschoss genau auf Straßenhöhe, was natürlich nicht sehr berauschend war. Also ohne auszupacken zurück und zum Glück bekamen wir unser altes Zimmer wieder. Zwar ohne Air Condition aber dafür ruhig und mit Blick auf Garten + Pool. Auf dieses Hin & Her folgte im „El Chino“ ein reell und gutes Abendessen.

Da der Sonnenbrand des ersten Strandtages noch deutlich zu spüren war, stand am 13. Oktober Cancún auf unserem Programm. Von Playa del Carmen fährt alle 20 Minuten ein Bus in die Tourismusmetropole Yucatáns, so dass es hier so gut wie keine Wartezeiten gibt. Einfach zum Busterminal, Ticket kaufen, einsteigen und los. Nach knapp einer Stunde Fahrt ist man dann am flughafenähnlichen Busterminal von Cancún, direkt an der Avenida Tulúm. Wir suchten die Läden dieser Hauptgeschäftsstraße und gerieten an einen aufmerksamen Mexikaner, der uns diese auch zeigen wollte. Obwohl er uns in eine total entgegengesetzte Richtung geführt hatte, war er dann mit einem Dollar als Trinkgeld nicht einverstanden und verlangte frech nach mehr. Unglaublich, vor allem da wir die gesuchten Läden schließlich auch selbst fanden. Wir schauten uns ein bischen um, wollten aber weiter zur Zona Hotelera. Dorthin gelangt man mit einem der im Minutentakt fahrenden R-1 Busse (eine Fahrt für 5 Pesos) und zumindest für eine einmalige Sightseeing-Tour sollte man sich Zeit nehmen. Entlang des rund 20 km langen Boulevard Kukulcán reiht sich ein Luxushotel an das andere. Hilton, Sheraton, Hyatt, alles was Rang und Namen hat. Absoluter Wahnsinn! Dazwischen jede Menge Souvenirläden und vollklimatisierte Shopping Malls à la USA. Nachdem wir uns am Handeln beteiligt hatten und auch fündig wurden, brachte uns der Riviera-Bus zurück nach Playa del Carmen. Bei „Senor Froggs“ direkt an der Fähranlegestelle gab es zum Dinner einem „Tequilla-Fisch“ und Live-Musik. Die Band und der DJ in den Pausen sorgten für gute Stimmung und für die Nebensaisonzeit für so was wie eine richtige Party.

Am 14. Oktober war der Sonnenbrand soweit abgeklungen, dass wir uns wieder an den Strand wagten. Da der Wind zu stark blies, blieben die Sonnenschirme leider eingepackt. Doch mit den Erfahrungen des ersten Strandtages im Kopf waren wir dieses Mal etwas vorsichtiger. Wie einem unsichtbaren Uhrzeiger folgend drehten sich um uns herum die Liegen, um zu jeder Zeit die maximale Sonnenportion abzubekommen. Erstaunlicherweise beteiligten sich an diesem Kollektiv-Grillen nicht nur Südländer, sondern genauso viele teilweise wirklich hellhäutige Holländer, Schweden o.ä. Verrückt! Nachdem an diesem Tag die Bräune die Röte besiegt hatte, ging es zum Abendessen ins „100% Natural“, schön in so einer Art Baumhaus gelegen. Danach schauten wir noch mal bei „Senor Froggs“ auf einen Drink vorbei und wurden gleich von den gutaussehenden Kellnerinnen in eine Polonäse verwickelt. Ja is‘ denn schon Fasching?

Station Nummer Zwei auf unsere Expedition durch das Maya-Land war am 15. Oktober Cobá. Die dortige Anlage steht nicht so auf dem Programm der Bus-Touren wie zum Beispiel Tulúm oder Chichén Itzá und ist auch nicht so „touristengerecht“ hergerichtet, aber auch sie hat ihren speziellen Charme. Über Tulúm Pueblo brachte uns der Bus nach Cobá wo wir gerade mal mit zwei anderen Fahrgästen ausstiegen. Man bekommt schon den Eindruck „in the middle of nowhere“ gelandet zu sein, denn außer zwei Restaurants und Souvenirläden gibt es nur ein paar Häuser in Pueblo Cobá. Da die Bauwerke mitten im dichten Dschungel liegen, sollte man auf festes Schuhwerk achten und unbedingt ein gutes Moskitoschutzmittel dabei haben. Nachdem wir uns deshalb noch eine frische Flasche Autan besorgt hatten, kamen wir nach einem kurzen Spaziergang zum Eingang der Zona Arqueológicas. Auch in Cobá ist wie bei den meisten anderen Anlagen Sonn- und Feiertags der Eintritt frei, weshalb wir uns an diesem Tag die 30 Pesos Eintritt gespart hatten. Der Rundgang führte uns zunächst vom Eingang zur Grupo de Cobá. Die nahezu 25 Meter hohe Pyramide La Iglesia, konnte man leider nicht mehr besteigen, doch dafür sahen wir gleich daneben zum ersten Mal einen Maya – Ballspielplatz. Weiter ging es ca. zwei Kilometer durch den Dschungel bis zur Grupo Macanxoc. Man spürte förmlich die Iguanas, Frösche und Schlangen, die rechts und links des Weges im Unterholz unterwegs waren und das Autan bremste zum Glück die äußerst angriffslustigen Moskitos. Über die Grupo de las Pinturas kamen wir schließlich zur Grupo Nohoch Mul. Wie herbeigezaubert stand auf einmal die Pyramide El Castillo vor uns, die mit 42 Metern zu den höchsten der Halbinsel Yucatán zählt. In der Morgensonne sorgten die 128 Stufen schon für reichlichen Schweißfluss, aber die Aussicht von oben ist wirklich grandios. Am meisten Spaß macht es natürlich, den anderen Besuchern beim Heraufschnaufen zuzusehen. Zurück am Eingang folgte der übliche Bummel durch die Souvenirläden und ein Mittagshäppchen, bevor uns der Bus wieder über Tulúm Pueblo zurück nach Playa del Carmen brachte. Ein interessanter Tag ging mit dem Abendessen im „Los Almendros“ zu Ende.

Nach dem Frühstück. wollten wir uns am 16. Oktober zuerst einmal um unser Auto für die Fahrt nach Uxmal und Chichén Itzá kümmern. Wir hatten schon die Tarife der zahlreichen Autovermieter abgecheckt und landeten schließlich bei Holiday Rent A Car, die in der einfachsten Kategorie für einen VW Käfer 34 Dollar pro Tag verlangten. Ziel an diesem Tag sollte jedoch die Playa del Carmen vorgelagerte Insel Cozumel sein. Beim Warten auf die Fähre um 11.00 Uhr kamen wir mit einem Engländer ins Gespräch, der daraufhin erklärte, dass er die Deutschen seit vorletzten Samstag nicht besonders gut leiden konnte. Klar war der deutsche Sieg in Wembley ein harter Schlag für jeden englischen Fußballfan, doch räumte auch unser englischer Freund ein, dass das darauffolgende 0:0 der Engländer gegen Finnland fast noch peinlicher als die Niederlage gegen Deutschland war. Trotz bestem Wetter, schaukelte die Fähre ganz ordentlich hin und her, brachte uns aber sicher nach San Miguel de Cozumel. Nachdem wir die erste Welle der Autovermieter und Touranbieter überstanden hatten, peilten wir bei einem Drink zuerst einmal die Lage. Gemäß den Empfehlungen des Reiseführers besorgten wir uns dann für die Tour um die Insel einen Motorroller. Der Vermieter stattete uns mit schmucken Helmen aus und wollte uns noch Tipps für die besonders sehenswerten Strände geben. Wichtiger war aber, dass der Roller fit war, denn besonders die Federung sollte mit uns beiden noch eine wahre Belastungsprobe erleben. Mika Wessinger übernahm schließlich das Steuer und musste sich zuerst einmal im dichten Stadtverkehr orientieren. Weg von San Miguel ging es entlang der Küste, vorbei an unzähligen Tauchbasen und einem vor Anker liegenden Kreuzfahrtschiff. Das Traumschiff lässt grüßen. Kurz schauten wir auch in El Cedral vorbei, doch die dortige Maya-Ruine war als solche nur schwer auszumachen und deshalb auch nicht so der Bringer. Da wir unser Schwimmzeug dabei hatten, wollten wir eigentlich auch ein bischen Baden, doch weder der Playa San Francisco noch der Playa Palancar riss uns vom Hocker. Zudem war es an diesem Tag auch wieder irrsinnig heiß. Am Südende von Cozumel kamen wir dann zum Parque Ecólogico Punta Sur. Er besteht aus einer Lagune, die ein bedeutendes Vogelbrutgebiet ist. Daneben gibt es Reste von Maya-Siedlungen und einen tollen Leuchtturm. Wir bestiegen den Leuchtturm, von dem man einen herrlichen Blick über die südliche Inselspitze und auf das Karibische Meer hinaus hat. Von einem Steg, der in die Lagune hineinführte, konnten wir sogar noch Krokodile beobachten. Ayrton Frei übernahm nun das Cockpit und steuerte den Roller mehr oder weniger aufmerksam der Ostküste entlang. Obwohl es kilometerlang geradeaus geht, wird es kaum langweilig, denn der Blick auf die tosende Brandung ist wirklich spektakulär. Irgendwo dort landeten im Jahre 1518 auch die von Kuba kommenden Spanier zum ersten Mal auf dem Boden des heutigen Mexikos. Zurück in San Miguel gaben wir den Roller ab und Ralf freute sich schon auf den bevorstehenden Sonnenuntergang, der dann aber leider doch hinter den Wolken stattfand. Beim  Bummel durch die Läden entdeckte ich ein Plakat, das für den Cozumel-Marathon warb. Als GeBaJo zuckte es mir natürlich sofort in den Beinen, hatte ich doch auch am Strand von Playa del Carmen ein paar Trainingsläufe absolviert. Doch am Veranstaltungstag, dem 12. November 2000, waren wir ja schon längst wieder daheim in Deutschland und ich musste mit dem Karlsbader Volkslauf Vorlieb nehmen. Mit der Fähre ging es schließlich um Acht zurück nach Playa del Carmen, wo es im „Los Rancheros“ Abendessen gab.

Nachdem es mit Palenque und Tikal nichts wurde, wollten wir uns aber auf jeden Fall die großen Maya-Anlagen von Uxmal und Chichén Itzá nicht entgehen lassen. Dafür hatten wir uns ja schon einen VW Käfer reserviert, den wir am Morgen des 17. Oktober abholten. Der VW Käfer bzw. VW Sedan wie er hier heißt, ist das mexikanische Auto schlechthin. In Mexiko gebaut ist er ein wahrer Volkswagen, denn rund die Hälfte der herumfahrenden Autos sind Käfer. Auch ohne Klimaanlage, Lüftung, Radio aber immerhin mit Wegfahrsperre ist es einfach total spaßig damit zu fahren und der Motorsound tut das Übrige dazu. Mit dem Angestellten des Autoverleihs protokollierten wir alle vorhandenen Dellen und fuhren danach direkt zur Tankstelle, denn hier lautete die Devise: Leer bekommen, Leer zurückgeben! Wir packten noch kurz und dann ging es mit Ayrton Frei am Steuer auf die Reise. Bis Tulúm Pueblo noch auf dem angenehm zu fahrenden Küstenhighway Mex 307, bevor in Richtung Cobá Schluss mit lustig war. Die Straße nach Nuevo X-Can bot neben vielen Schlaglöchern vor allem jede Menge Topes, eine mexikanische Spezialität zur Geschwindigkeitssenkung. Meist in Ortschaften sind hier dicke Schwellen aufgeteert bzw. einfach Taue über die Straße gespannt. Da diese Hindernisse oft nur schwer erkennbar waren (für den einen eher, für den anderen später), rauschten wir doch über diesen und jenen Topes, was schon bei Geschwindigkeiten um 50 km/h ordentliche Schläge ließ. Weg von der Küste führte die Straße kilometerlang durch dichtbewaldete Gebiete, mit nur vereinzelten Siedlungen unterwegs. Über Nuevo X-Can kamen wir nach Valladolid, wo Mika Wessinger das Steuer übernahm. Wir gönnten uns einen kleinen Luxus und fuhren bis Mérida auf der mautpflichtigen Mex 180 D. Den Mexikanern ist das in der Regel zu teuer, weshalb außer ein paar Bussen und Mietwagen von Touristen so gut wie kein Verkehr war. Gegen Nachmittag hatten wir dann Uxmal erreicht und machten uns zuerst einmal auf Quartiersuche. Das Motel Rancho Uxmal, ca. vier Kilometer vor der Anlage war zwar preislich unschlagbar, doch waren die Zimmer vorsichtig beschrieben wirklich sehr schlicht. Direkt am Eingang der Ruinen gibt es noch vier weitere Hotels, die besonders von den Reisegruppen genutzt werden. Wir wählten letztendlich das Hotel Villas Arqueológicas, das zum Club Med gehört. Wir konnten noch einen Nebensaison – Rabatt aushandeln und bezahlten schließlich 500 Pesos für das Doppelzimmer. Von dort waren es wirklich nur ein paar Schritte bis zum Eingang der Maya-Anlage Uxmal. Da schon relativ spät am Tag, waren die durchreisenden Touristen schon wieder weg und nur wenige Besucher verteilten sich auf dem weitläufigen Gelände. Zusammen mit dem Licht des Spätnachmittags gab dies eine herrliche Atmosphäre. Vorbei an der Pirámide del Adivino (Pyramide des Zauberers bzw. des Wahrsagers), die leider im Moment renoviert wird und deshalb nicht bestiegen werden kann, führte uns unser Rundgang zunächst zum Cuadrángulo de las Mojas, dem „Nonnen-Viereck“. Dort wo sich in allen Ritzen vielfarbige Iguanas tummeln, findet immer abends eine Licht- und Tonshow über die legendenhafte Entstehungsgeschichte Uxmals statt. Wir überquerten den Juego de Pelota, den Ballspielplatz, hier in der Rasenvariante und kamen zur Großen Pyramide. Ist man oben, hat man eine imposante Aussicht über die Anlage und die Landschaft der Umgebung. Über das „Taubenhaus“ (El Palomar) kamen wir zum Palacio del Gobernador, dem „Palast des Gouverneurs“, der wohl mittlerweile hauptsächlich von Fledermäusen und dergleichen bewohnt wird. Egal wo in der Anlage, einfach nur dastehen und die Bilder aufsaugen: Herrlich! Nach gut zwei Stunden erfrischten wir uns mit einem Drink im Besucherzentrum und gingen zum Hotel zurück. Die Sonne war noch nicht untergegangen, so dass wir uns noch ein paar Minuten am Pool gönnten. Da auch schon der Reiseführer das Tagesmenü empfahl, blieben wir zum Essen „daheim“ im Hotel Villas Arqueológicas.

Am 18. Oktober läutete schon früh der Wecker, denn schließlich wollten wir noch vor dem großen Ansturm in Chichén Itzá sein. Im Morgennebel ging es zurück über Mérida zu Yucatán größter Maya-Anlage. Ralf hatte inzwischen auch die Lösung für unser Tankproblem gefunden, Ross Brawn könnte glatt neidisch werden. Das Auto sollte / durfte ja mit leerem Tank zurückgegeben werden, doch war die Frage wie man das hinbekommt, ohne dem Autovermieter zuviel Benzin zu schenken und trotzdem nicht kurz vor dem Ziel liegenzubleiben? Die Lösung war einfach: Auf der Hinfahrt reichte uns ja von Playa del Carmen aus eine Füllung bis nach Mérida und auf der Rückfahrt müsste bei ähnlicher Route genauso eine Tankfüllung genügen. Wir tankten also einfach an der selben Tankstelle noch einmal voll und erreichten Playa del Carmen am Abend auch ohne schieben zu müssen. Dies war nun geklärt, jedoch beschäftigte uns schon das nächste Problem. Unsere Bargeldvorräte waren auf ein paar wenige Pesos zusammengeschrumpft. Zum Geldwechseln in Mérida war es noch zu früh gewesen und auch in Pisté, sozusagen der Vorort von Chichén Itzá, war keine geöffnete Wechselstelle zu finden. Uns blieb schließlich keine andere Wahl, als im Besucherzentrum der Maya-Anlage zu einem wirklich haarsträubenden Kurs zu tauschen. Wir lösten unsere Tickets und standen schon kurz danach vor der Kukulkán-Pyramide, dem Wahrzeichen von Chichén Itzá. Was der Eiffel-Turm für Paris ist, ist sie für Yucatán, auch in Sachen kommerzieller Ausschlachtung. Noch hatte der Ansturm der Busgruppen, die von Cancún hier her kommen, nicht eingesetzt und wir konnten das alles in allem rund 8 qkm große Gelände zunächst in relativer Ruhe genießen. Über die Gründer und ersten Erbauer von Chichén Itzá gibt es keine gesicherten Erkenntnisse, nur Mutmaßungen und Legenden. Eine davon datiert die Gründung auf 514 nach Christus. Neben den Gebäuden selbst, beeindruckten vor allem die bautechnischen Details, die die Maya mit eingebaut hatten. Sonnenstände, Soundeffekte und jede Menge Zahlensymbolik. Wahnsinn, wenn man bedenkt, welche Mittel den Erbauern zur Verfügung standen. Zuerst einmal besichtigten wir das Juego de Pelota, den Ballspielplatz, der mit einer Grundfläche von 168 auf 70 Meter einer der größten Mesoamerikas ist. Klatscht man in der Mitte die Hände, schallt das Echo siebenfach wider. Vorbei am Templo de Jaguares (Tempel des Jaguars) kamen wir zum Cenote Sagrando. Die Cenote, sind Wasserlöcher, die für die Maya im topfebenen Yucatán die Versorgung mit Trinkwasser gewährleisteten. Der Cenote Sagrado (der Heilige Cenote) wurde jedoch vielmehr für religiöse Zwecke genutzt, weshalb man später unzählige Gegenstände und Opfergaben aus Silber, Gold, Jade, Holz, Ton, Obsidian, aber auch ein paar Dutzend Skelette und Schädel im schlammigen Grund fand. Doch nun zog es uns ebenfalls zur Kukulkán-Pyramide. 91 Stufen führen auf 25 Meter Höhe und schon das alleine sorgt bei einer Neigung von 45 Grad für reichlich Nervenkitzel bei manchem Besucher. Dazu noch die drückende Hitze in der prallen Sonne, kein Wunder, dass ein Krankenwagen bereitsteht. Es ist wirklich interessant auf welch‘ unterschiedliche Weise man die Treppenstufen hoch oder runter bewältigen kann. Neben ein paar netten Einblicken, der prächtigen Aussicht über die gesamte Anlage, bekamen wir nahezu ungläubige Bewunderung als wir völlig normal und aufrecht die Stufen hinabstiegen. Unter der Kukulkán-Pyramide befindet sich eine etwa 16 Meter hohe Vorgängerpyramide, in die man auch einsteigen kann. Durch einen stickig-heißen, schmalen Gang kommt man zu einem Raum mit zwei Steinskulpturen, einem zinnoberroten Jaguar und ein Chac Mool. Wieder im Freien ging es nun zum Templo des los Guerreros (Tempel der Krieger) und zur Grupo de las Mil Columnas (Gruppe der Tausend Säulen). Weiter zur Pyramide El Osario (Beinhaus) und zum El Caracol, dem Observatorium. Obwohl sie keine optischen Instrumente besaßen, nahmen die Maya bereits durch Visiereinrichtungen und logischem Denkvermögen astronomische Beobachtungen vor. Noch mal zog es uns auf die Pyramide, denn am Blick über die Anlage kann man sich nur schwer satt sehen. Mit den Informationen aus dem Reiseführer und dem Lauschen von deutschen + englischen Führungen wurden wir auch bestens mit den Informationen zu den einzelnen Gebäuden versorgt. Im Besucherzentrum stärkten und erfrischten wir uns, gaben der enttäuschten Tellertänzerin aber kein Trinkgeld, denn schließlich standen wir bei ihrem Auftritt noch in der Schlange. Wir waren insgesamt rund vier Stunden unterwegs und davon lohnte sich wirklich jede Minute. Über Valladolid brachte uns Mika Wessinger zusammen mit unserem „Herbie“ auf der Mex 180 D Richtung Cancún. Das einzig nennenswerte Verkehrshindernis war dabei eine etwa handgroße Spinne, die sich aufgrund des geringen Verkehrsaufkommens auch für die Autobahn entschieden hatte. In Playa del Carmen gaben wir den Käfer zurück und der Mitarbeiter vom Autoverleih protokollierte sorgfältig den Kilometerstand, obwohl der Kilometerzähler überhaupt nicht funktioniert hatte. Nachdem auch ich wieder liquide war, ließen wir diese tolle Tour wie gewohnt mit Abendessen und Absacker ausklingen.

Nach zwei Tagen „on the road“ war am 19.Oktober erst einmal wieder Beachlife angesagt. Wir waren schon zeitig am Beach Club, weshalb wir auch problemlos einen Sonnenschirm bekamen. Zudem war es an diesem Tag nicht so stichig sondern eher bewölkt, was zwischendurch mal ganz angenehm war. Abendessen gab es im „Blue Lobster“. Trotz nicht so berauschender Kritik im Reiseführer setzten wir auch noch den Wasserfreizeitpark Xel-Há auf unser Urlaubsprogramm. Wir hatten uns deswegen schon bei so ziemlich allen Touranbietern auf der Quinta Avenida nach den Preisen für einen Tagesausflug erkundigt und buchten schließlich zwei All – Inclusive – Tickets.

Nach Xel-Há ging es dann am 20. Oktober. Wir hatten die All-Inclusive-Variante gewählt, mussten uns dabei aber selbst um die Fahrt um Park kümmern. Am schnellsten ging es mit einem Collectivo, einer Art Sammeltaxi, das abfährt wenn es voll ist. Den Mittelpunkt des Parks von Xel-Há bildet eine Meeresbucht, die mit fingerförmigen Lagunen und vielen kleinen Inselchen zum angeblich größten Aquarium der Welt wird. In der Anlage erwarten den Besucher etliche Restaurants und für die Bequemlichkeit sorgen Liegestühle, Hängematten, Duschen, Schließfächer usw. Man kann gegen einen stolzen Aufpreis mit Delphinen schwimmen und zu günstigeren Tarifen große aufgeblasene Reifen und Schnorchel-Equipment ausleihen. Dort angekommen, machten wir uns zuerst einmal mit Flossen, Schwimmweste, Schnorchel + Brille „seetüchtig“. Im kristallklaren Wasser (so heißt Xel-Há in maya) tummeln sich vielfarbene Tropenfische, majestätisch dahin schwebenden Rochen und an Land trifft man ständig Iguanas in allen Größen und Farben. Durch die vielen Besucher sind die Fische zum Teil ziemlich zutraulich geworden und man kann förmlich mit ihnen um die Wette schwimmen, da sie teilweise in riesigen Schwärmen auftauchen. Nachdem wir uns noch der unangenehm drückenden Schwimmweste entledigt hatten machte das so richtig Spaß. Da wir All-Inclusive-Tickets hatten war auch das Mittagessen im Preis enthalten, weshalb wir es uns im „Caribeno“ mit Shrimp-Cocktail und einer Seafood-Platte richtig gutgehen ließen. Ein übereifriger Kellner verschüttete beim Servieren
einige Getränke auf unseren Tisch, was bei Ralfs Kamera eine äußerst allergische Reaktion hervorrief. Rien ne va plus! Ein Ausfall für den Rest des Urlaubs plus Verlust der gemachten Aufnahmen wäre natürlich schon sehr ärgerlich gewesen. Wir verklickerten dieses Problem dem Kellner und auch dem Restaurant-Chef und diese wussten zunächst nicht, was sie tun sollten. Zum Glück fanden sie aber im Park einen Experten der die Kamera wieder fit machte und wir konnten bei einer Pina Colada auf den weiteren Urlaub anstoßen. Wir besorgten uns nun zwei aufgeblasenen Reifen und befuhren mit ihnen den Rio Xel-Há, laut Prospekt ein unvergessliches Erlebnis. Das Erlebnis hielt sich in Grenzen, selbst wenn sich Ralf noch als Acapulco-Klippenspringer versuchte. Frisch geduscht gab es noch einige Drinks an der Bar, Eis und Hot Dogs, denn schließlich musste das All-Inclusive-Ticket ausgiebig ausgenutzt werden. Zurück am Highway kam auch schon prompt ein Collectivo vorbei, das uns zurück nach Playa del Carmen brachte. Das Abendessen gab es im „Ajuia“.

Obwohl wir ja in Xel-Há genug im Wasser waren, wurde auch der 21. Oktober ein Strandtag. Kurz vor 10.00 Uhr im El Tucan Beach Club angekommen, war gleich wieder Ernüchterung angesagt, denn alle Sonnenschirme waren weg. Neben unseren Liegen standen aber zweimal zwei unbelegte Liegen mit jeweils einem Sonnenschirm, jedoch keiner Menschenseele weit & breit die dazu gehörte. Der „Schirmwächter“ erklärte, dass diese von zwei Mädels quasi reserviert wurden und er Ärger bekommen würde, sollte er die Schirme weggeben. Nach einer Stunde hatte sich noch nichts getan, was uns mächtig wurmte, denn ohne Schirm war die Sonne halt teilweise doch sehr heftig. Guter Rat war nun teuer, nach kurzer Beratung griffen wir aber zur Selbsthilfe und schnappten uns einen der beiden Schirme. Über eine weitere Stunde später kamen dann die beiden „Besetzerinnen“ und mussten sich eben mit dem übriggebliebenen Schirm begnügen. Fast peinlich waren es doch wohl zwei Deutsche (zumindest die Bild-Zeitung deutete darauf hin). Nicht auszudenken wie das in der Hauptsaison abläuft. Nach zehn Tagen mexikanischer Küche war die erste Begeisterung über Salsa, Tacos, Enchilladas & Tortilla verschwunden. Die Schärfe mancher Gerichte überfordert schlichtweg den durchschnittlichen europäischen Gaumen und unsere Verdauungssysteme meldeten auch schon die ersten Warnzeichen. Um mal wieder auf einen anderen Geschmack zu kommen, gab es deshalb an diesem Abend im „Da Fofo“ Pasta á la Italiana.

Um nochmal schön shoppen gehen zu können, ging es am 22. Oktober ein zweites Mal nach Cancún. Bevor wir weiter zur Zona Hotelera fuhren, gab es zunächst einmal prophylaktisch eine Banane als zweites Frühstück. In der Plaza Kukulcán wurde eine Ausstellung deutscher Autohersteller und passend dazu eine mexikanische Kleinausgabe des Oktoberfestes veranstaltet. Wir ergänzten unsere Garderobe und schauten noch bei der Plaza La Isla, der Plaza Flamingo und beim Hard Rock Café Cancún vorbei. Als kleines Mittagshäppchen gönnten wir uns bei Domino’s Pizza eine Pizza für sage und schreibe rund 30 DM !!! Nur ein Beispiel für das gehobene Preisniveau an der Riviera Maya. Eine weitere prophylaktische Banane und mit dem Riviera-Bus wieder zurück nach Playa del Carmen. Da so langsam die Geldreserven zur Neige gingen, war bei jeglichen finanziellen Transaktionen vor allem das Eurocard-Symbol willkommen. Aufgrund dieser Zwangslage waren wir zum Abendessen im „Las Mananitas“ bestens aufgehoben, denn dort wurde die Kreditkarte akzeptiert.

Bevor es mit dem Abschied aus Playa del Carmen wirklich ernst wurde, gönnten wir uns am 23. Oktober einen letzten entspannten Strandtag. Leider auch dieses Mal ohne Schirm, doch waren wir ja nun längst nicht mehr so käsig wie am Anfang und ein rechtzeitig angezogenes T-Shirt verhindert manchmal ebenfalls Schlimmeres. In einem Supermarkt besorgten wir uns noch eine Handvoll Habanero – Chilis, durch die auch die Daheimgebliebenen einen Eindruck von der Schärfe des mexikanischen Essens bekamen. Im „La Parrilla“ gab es nach dem ersten auch das letzte Abendessen des Urlaubs. Dort war 6. Geburstag, was einen Rabatt von 20% auf alle Speisen und jede Menge hektisch + aufgeregt durcheinander rennender Angestellte zur Folge hatte. Nach dem Essen kauften wir uns noch eine Flasche Tequilla für die Bar zu Hause und wollten den Abend mit einem Cocktail im „La Parrilla“ ausklingen lassen. Leider waren die Angestellten dort nicht nur hektisch + aufgeregt sondern auch regelrecht genervt + gestresst, weshalb wir fast des Lokals verwiesen wurden. Für Nur-Trinker gab es scheinbar keinen Platz, musste doch der 20%-Rabatt beim Essen durch möglichst viel Umsatz wieder wettgemacht werden. Ein Kellner, der uns schon beim Essen bedient hatte, erkannte uns jedoch zum Glück und ermöglichte uns diesen abschließenden Drink.

24. Oktober. Letzter Tag, letztes Frühstück! Nochmal ein abschließender Spaziergang über die Quinta Avenida, zur Fähranlegestelle, zum Busbahnhof und zum Leuchtturm am Strand. Nun war Packen angesagt und für ein paar Minuten sah es im Zimmer recht chaotisch aus. Doch alles was rein musste fand auch seinen Platz, so dass wir frisch geduscht und fertig gepackt an der Rezeption auschecken konnten. Zur Überbrückung der Wartezeit haben wir noch ein bischen im Internet gesurft und kurz nach 13.00 Uhr Ortszeit kam der Flughafen-Bus. Am Check Inn in Cancun hieß es erst mal wieder warten, denn eine Maschine voll Passagiere braucht eben ihre Zeit bis sie abgefertigt ist. Noch kurz Karin und Martin „Gute Nacht“ gesagt, ein letzter zollfreier Einkauf und ein Hot Dog für die letzten Pesos und wir durften für den Rückflug platznehmen.

Über Florida, die Bahamas, die Bermudas, quer über den Atlantik, Nordfrankfreich und Luxemburg ging es am Morgen des 25. Oktober zurück nach Frankfurt. Leider war man dort noch nicht ganz auf unsere Ankunft vorbereitet, so dass wir noch ein paar Runden über Wiesbaden drehen mussten, bevor wir landen durften. Bei Passkontrolle und Zoll ging alles glatt und auch unsere Koffer waren dieses Mal bei den ersten die auf dem Gepäckband waren. Direkt weiter zum Fernbahnhof, von wo uns der Eurocity Tiziano nach Karlsruhe brachte. Mit dem Eilzug weiter nach Wilferdingen und das letzte Stück heim nach Bilfingen mit dem Auto.

Welcome Home!

Fazit:

Yucatán ist wirklich sehenswert und rentiert die vielen Stunden im Flugzeug. Auch ohne Palenque und Tikal bekommt man mit Tulúm, Cobá, Uxmal und Chichén Itzá einen faszinierenden Einblick in die Welt der Maya. Playa del Carmen ist dafür eine gute Ausgangsbasis und touristisch doch noch nicht so „ausgepresst“ wie Cancún. Es gibt ausreichend Restaurants und Bars, reichlich Gelegenheit zum Shoppen und Strand + Meer sind gigantisch. Das Hotel El Tucan liegt idyllisch + ruhig und bot zusammen mit seinem Beach Club ein gutes Preis – Leistungs – Verhältnis. Der Oktober als Reisezeit bringt den Vorteil der Nebensaison, was vielerorts das ganz großen Gedränge erst gar nicht entstehen läßt. Die Temperaturen waren mit täglich 30° bis 35° Celsius bestens und es regnete wirklich nur vereinzelt.